
Sie wurde schon die „Mutter aller Förderungen“ genannt. Ab 1.1.2018 von 12% auf 14% erhöht, werden mit der Forschungsprämie betriebliche F&E-Aufwendungen in Form einer Steuergutschrift gefördert. Geregelt ist die Forschungsprämie im Einkommensteuergesetz (§108c). Was auf den ersten Blick trocken klingt, ist jedoch gerade für Startups, die sich besonders in einer frühen Unternehmensphase um öffentliche Förderungen bemühen, durchaus relevant.
Während die meisten Förderungen in hoch kompetitiven Verfahren vergeben werden, besteht bei der Forschungsprämie ein Rechtsanspruch. Der Antrag auf eine Forschungsprämie wird zum Ende eines Wirtschaftsjahres gemeinsam mit der Steuererklärung beim Finanzamt eingereicht. Daher lohnt es sich gerade jetzt, einen genaueren Blick darauf zu werfen, was als F&E gilt – und was nicht. Anhand einer kompakten Projektbeschreibung prüft die FFG die Tätigkeiten auf F&E Charakter und übermittelt ein Gutachten an das Finanzamt.
Die Forschungsprämie fördert grundsätzlich alle Aufwendungen im Rahmen von F&E-Tätigkeiten wie u.a.:
- Personalkosten für Forschung und Entwicklung (inkl. Honorare aus Werkverträgen)
- Die Forschung betreffenden sonstigen Ausgaben und Investitionen
- Finanzierungsaufwendungen
- Gemeinkosten
Auch Auftragsforschung von Dritten, wie auf F&E spezialisierte Unternehmen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder Universitäten, wird gefördert. 12% (14% ab 2018) des Auftragsvolumens können als Forschungsprämie beantragt werden (gedeckelt mit Kosten von 1 Mio. €). Hierfür ist kein FFG Gutachten erforderlich.
Was fällt unter F&E?
Einzige Voraussetzung: die Kosten müssen klar F&E Tätigkeiten zuordenbar sein. Was unter F&E relevante Tätigkeiten fällt, ist auf den ersten Blick nicht immer klar. Mithilfe des Frascati Manuals der OECD wollen wir zeigen, welche Projekte als förderwürdig gelten können und welche von einer Forschungsprämie ausgeschlossen sind.
Grundsätzlich gilt: F&E umfasst Tätigkeiten, deren Ziel die (weitere) technische Entwicklung oder Verbesserung eines Produktes, Verfahrens oder Dienstleistung ist.
Als eigenbetriebliche Forschung gilt systematische Forschung und experimentelle Entwicklung unter Einsatz wissenschaftlicher Methoden in einem inländischen Betrieb oder einer inländischen Betriebsstätte durch das Unternehmen selbst. Unterschieden wird zwischen:
- Grundlagenforschung: ausschließlicher Fokus auf Generierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse ohne unmittelbare praktische Marktüberführung.
- Angewandte Forschung: Erlangung neuer Erkenntnisse mit Ausrichtung auf ein eindeutiges praktisches Problem.
- Experimentelle Entwicklung: Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse um neue, verbesserte Materialien, Vorrichtungen, Produkte, Verfahren, Methoden oder Systeme zu entwickeln
Ist Produkt, Verfahren oder Service im Wesentlichen bereits klar festgelegt und das vorrangige Ziel die Marktüberleitung bzw. das reibungslose Funktionieren im betrieblichen Alltag, handelt es sich nicht mehr um Forschung und Entwicklung.
Klaren F&E Bezug haben zB. folgende Aktivitäten:
- Prototypentwicklung (Design, Entwicklung und Tests)
- Errichtung Pilotanlagen
- Industrial Design, soweit es im F&E Vorhaben notwendig ist
Folgende Aktivitäten sind in der Regel nicht als F&E zu verstehen:
- After-Sale Services
- Trouble Shooting & Bug Fixing
- Routine Tests
- Allgemeine Datengenerierung
Softwareentwicklung und F&E
Gerade Startups sind zu einem großen Teil im Bereich der innovativen Softwarelösungen tätig. Weniger bekannt ist, auch Softwareprojekte können unter Forschung und experimentelle Entwicklung fallen. Sie müssen dafür jedoch zu einer klaren wissenschaftlichen Problemlösung und eindeutigem technologischen Fortschritt beitragen. Das Ziel einer für F&E relevante Softwareentwicklung muss daher die Klärung bzw. Beseitigung einer wissenschaftlichen oder technologischen Unsicherheit sein und muss auf Basis wissenschaftlicher Methoden erfolgen. Exemplarisch fällt darunter:
- die Entwicklung neuer Lehrsätze oder Algorithmen auf dem Gebiet der theoretischen Computerwissenschaften
- die Entwicklung von Betriebssystemen, Programmiersprachen, Datenverwaltungssystemen, Kommunikationssoftware, Zugangstechniken und Werkzeugen zur Software Entwicklung
- die Entwicklung von Internet – Technologien
- Forschung zu Methoden der Entwicklung, Anwendung, Schutz und Speicherung von Software
- Software–Entwicklungen, die allgemeine Fortschritte auf dem Gebiet der Erfassung, Übertragung, Speicherung, Abrufbarkeit, Verarbeitung, Integration, Schutz und Darstellung von Daten bewirken
- experimentelle Entwicklung mit der Ausrichtung der Schließung von technologischen Wissenslücken bei der Erarbeitung von Softwareprogrammen oder – Systemen
- Forschung und experimentelle Entwicklung zu Software–Tools oder – Technologien in spezialisierten Einsatzbereichen.
Der reine Einsatz von bestehender Software für eine neue Anwendung bzw. einen neuen Zweck kann nur dann als F&E gelten, wenn sie signifikant von am Markt bestehenden Lösungen abweicht und ein Problem von allgemeiner Relevanz löst.
Beispiel:
Gerade im App Bereich sind native Entwicklungen auf iOS und Android häufig mit der Herausforderung konfrontiert, aufgrund unterschiedlicher Betriebssysteme parallel entwickeln zu müssen. Frameworks, die die gemeinsame Nutzung des gleichen Source Codes ermöglichen, sind daher eine klare Lösung für ein bestehendes technisches Marktproblem. Die Entwicklung eines solchen Frameworks würde daher mittels Forschungsprämie förderbar sein.
Die reine Anwendung hingegen, um native Apps zu entwickeln, fiele per se nicht unter F&E Tätigkeiten und ist damit nicht förderbar.
Software und Datensicherheit ist ebenso ein zentrales Thema unserer digitalisierten Welt. Die experimentale Entwicklung einer neuartigen Datenverschlüsselungsmethode würde demnach ein klares technisches Problem lösen und wäre daher in der Regel förderbar.
Die Anwendung eines solchen Verschlüsselungsmethode jedoch, fiele ebenfalls nicht unter F&E Tätigkeiten.
Nicht unter Forschung und experimentelle Entwicklung einzuordnen ist demnach insbesondere Software-Entwicklung unter folgenden Voraussetzungen:
- standardisierte Anwendersoftware und Informationssysteme, die bereits bekannte Methoden oder Tools verwenden
- der Support von bereits existierenden Systemen
- die Anpassung von existierender Software ohne wesentliche Veränderung
- die Konvertierung und/oder Übersetzung von Computersprachen
- die Bereinigung von Programmfehlern
- die Vorbereitung von Nutzerhandbüchern und Dokumentationen
- Nachbetreuung und Fehlerbehebung ab dem Stadium der Versuchsproduktion
- Versuchsproduktion
Innovative Dienstleistungen und F&E
Oft wird übersehen, dass auch für die Entwicklung innovativer Dienstleistungen unter bestimmten Bedingungen eine Forschungsprämie gewährt werden kann. Indikatoren von F&E Aktivitäten in Dienstleistungsunternehmen können unter anderem sein:
- Kooperationen mit öffentlichen Forschungseinrichtungen
- Einbindung von Staff auf PhD Level
- Publikation von Forschungsergebnissen in (wissenschaftlichen) Journals
- Organisation von wissenschaftlichen Konferenzen
- Die Entwicklung von Prototypen
Beispiele für F&E Aktivitäten in Dienstleistungsunternehmen können sein:
- Analyse der Effekte des ökonomischen und sozialen Wandels auf den Konsum und Freizeitaktivitäten und konkrete Produktentwicklungen als Ergebnis dieser Analysen
- Forschung zu sozialen Phänomenen und die Entwicklung von entsprechenden Serviceangeboten
- Die Entwicklung neuer Methoden zur Messung von Konsumentenbedürfnissen und -Erwartungen
- Die Entwicklung von neuen Umfragemethoden und -Tools
- Die Entwicklung neuartiger Tracking und Tracing Methoden zB in der Logistik
- Entwicklung und Start von prototypischen Angeboten und neuen Concept Stores
Wenn Du Dein Startup hier wiederfindest, vereinbare am besten gleich einen Termin mit Deinem Steuerberater und besprich Deine Möglichkeiten mit ihm. Ein Steuerzuckerl mit Rechtsanspruch sollte man sich nicht entgehen lassen!