
Wohnung suchen bedeutet vor allem eines, einen sehr hohen Zeitaufwand. Man klickt durch unzählige Bildergalerien, besichtigt Wohnungen, die dann doch nicht den Erwartungen entsprechen und investiert viel Zeit. Letzteres gilt vor allem nicht nur für Kunden, sondern auch Immobilienmakler. Das Wiener Startup Realonaut bietet Immobilienfirmen mit seiner SaaS-Lösung („Software as a Service“) eine zeit- und kosteneffiziente Alternative, durch die Makler die verfügbaren Immobilien selbst digitalisieren und Rundgänge online präsentieren können. Obwohl erst im März 2017 gestartet, konnte Realonaout bereit die Raiffeisen Immobilien, Otto Immobilien und die ÖRAG überzeugen und als Kunden gewinnen.
Gründer Georg Wimberger im Interview über die Proptech Austria Initiative, weitere mögliche Anwendungsfelder und die Zukunftspläne für 2018:
Welches Konzept steht hinter Realonaut?
Wer kennt die Probleme beim der Wohnungssuchen nicht! Falsche Beschreibungen, keine Bilder oder schlechte Bilder? Zeitverschwendung mit unnötigen Besichtigungen! Und beim Makler ist es das Gleiche – viele Besichtigungen, viel Zeit aber keinen Abschluss.
Wir haben eine sehr simple und einfache Möglichkeit entwickelt mit der man sehr schnell, mit wenigen Klicks und kostengünstig Rundgänge selbst erstellen und hosten kann. Damit kann der Kunde einen realitätskonformen Blick in das gewünschte Objekt werfen. Jederzeit von überall und mit jedem Gerät.
360° Fotos für Immobilien sind jedoch per se keine neue Erfindung, was macht euer Produkt so besonders?
Der Makler muss niemanden mehr beauftragen, der ihm um mehrere hundert Euro für das Fotografieren eines Objekts abnimmt, sondern erledigt das innerhalb von wenigen Minuten vor Ort selbst. Die Kosten sinken damit auf ein absolutes Minimum von wenigen Euro.
Im Gegensatz zu einem einfachen 360° Foto bietet eine interaktive Tour den Vorteil einer genaueren Vorstellung und einem spielerischen Erlebnis. Dieses ist auf allen Endgeräten möglich – mit oder ohne VR Brille. Unser Version 2.0 (Living Room) ist deutlich schneller, leistungsstärker und moderner als alle bisherigen Lösungen auf dem nationalen und internationalen Markt. Arbeiten mit Realonaut macht außerdem Spaß.

Es gibt eine Vielzahl an Plattformen auf denen Privatpersonen ihre Wohnung oder Zimmer vermieten und denen euer Produkt sehr viel Zeit sparen würde. Ihr konzentriert euch dennoch derzeit vorwiegend aufs B2B- Geschäft, welche Gründe hatte diese Entscheidung?
Neben rechtlichen Überlegungen wie z.B Konsumenten- bzw. Datenschutz ist auch die noch geringe Verbreitung von 360° Kameras eine Eintrittsbarriere. Anbieter an Privatpersonen wie zum Beispiel Immonow nutzen den Realonaut für Ihre Zusatzdienste. Weitere Kooperationen mit Big Playern in diesem Bereich sind geplant.
Ihr arbeitet eng mit dem Startup Cybershoes 3D.RUN zusammen, wie sieht die Kooperation zwischen euch aus?
Durch die Beteiligung bei Cybershoes 3D.RUN haben wir uns breiter aufgestellt und sind für unterschiedliche Entwicklungen in der Zukunft des VR/AR Bereich bestens vorbereitet. Wir unterstützen uns gegenseitig in allen Bereichen und halten dem Erfinder Michael durch unsere Tätigkeiten im administrativen, strategischen und wirtschaftlichen Bereich den Rücken frei.
Wie schätzt du den Proptech- Markt in Österreich ein?
Als Mitglied der Initiative Proptech Austria wissen wir, dass die Immobilienbranche nach einem langen Dornröschenschlaf aufgewacht ist. Der Handlungsbedarf ist auch in den Unternehmen jetzt ersichtlich und neue Ideen und Innovationen finden schnell Anklang. Es ist im Moment ein spannendes Umfeld mit vielen Ideen. Von mehreren Seiten geht man davon aus, dass sich 360° als neuer Standard im Real Estate Bereich etabliert. Wir sind ständig im Austausch mit Julia Arlt und sind auch bei Future: PropTech Vienna am 9.11 als Aussteller dabei.
Könnt ihr euch noch andere Anwendungsgebiete für Realonaut vorstellen?
Nach Rückfragen aus der Wirtschaft arbeiten wir derzeit an einer neuen Lösung für den Bereich Facilitymanagement/Gebäudemanagement, welche den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes abbilden und so das Management vereinfachen wird. Wir führen Gespräche mit u.a Dress & Sommer, Siemens Gebäudemanagement, FM Oberösterreiche Landesregierung, Flughafen Wien und werden im Frühjahr das neue FM/Gebäudemanagement-TOOL vorstellen.
Wie sehen die weiteren Pläne für 2017/18 aus?
Wir entwickeln, testen und implementieren ständig neue Features und Funktionen. Wir haben einige Konzepte in der Schublade. Einerseits eine Internationalisierung mit dem jetzigen Produkt. Hierfür werden wir Events und Messen in Österreich und Europa besuchen, unsere Social Media Aktivitäten neu aufstellen sowie den internationalen Vertrieb starten. Andererseits ein neue Realonaut Adaption für eine breitere Masse und/oder Apps. Geplante, große Kooperationen runden unsere Pläne ab.
Habt ihr einen Rat für Startup- Gründer?
Ein Unternehmen gründen ist ein Spießrutenlauf, der nur dadurch gewonnen werden kann, wenn man auf seine Intuition hört und auch öfters seine Komfortzone verlässt.